Hier einige der Ergebnisse, in denen bei Fertigstellung der Oberflächen die Synapsen schon mal Tango tanzen; so möchte ich meine Freude über die gelungenen, alten, biochemischen Prozesse beschreiben.
DieFarben in traditioneller Manier selber zu produzieren, hat etwas Erhabenes. In den Baumarkt zu gehen wäre sicherlich einfacher, würde jedoch viel von diesen Stöcken nehmen. Die Beizrezepte wurden zahlreichen alten Quellen entnommen. Es dauert einige Zeit, bis sich jede einzelne Farbe entwickelt. Trotz einiger Erfahrung ereignen sich immer wieder Überraschungen. Mache immer zuerst ein Farbmuster. Achte auf peinliche Sauberkeit.
Ganzwichtig: DasHolz darf keinerlei Abriebspuren von Stahlwerkzeugen aufweisen.Stahlspuren rosten und verlaufen im Holz – unter günstigenBedingungen wie schwarze Tinte auf einem frischem Blatt Löschpapier. Für jemanden, der keine chemische Formeln auseinandernehmen will, ist das praktische Vorgehen ein wenig wie den Stein der Weisen zufinden, wie die frühe Alchimie. Der Dichter Goethe hatte genanntes Fach noch studiert.
Meine allererste Berberinquelle war die Wurzel des Ilex, auch Stechpalme genannt. Hollywood heißt nichts anderes als Stechpalmenwald (engl. holly "Stechpalme"). Die Stechpalme meist ein englisches Weihnachtssymbol und so auch weiß jeder Harry Potter-Fan, dass Harrys Zauberstab
aus einem Stechpalmenzweig hergestellt wurde.
Eine kleine Hausaugabe.Warum nennt der einfache Gärtner den Strauch in seinem Garten vielfach als Goldlack ? Als Tip; einfach mal die Wurzeln anritzen.
Die Berberitze in unseren heimischen Wäldern hat ein noch kräftigeres Gelb in seinen Wurzeln. Das Berberin selbst löst sich vorzugsweise in destilliertem Wasser. Tannin wird als Farbentwickler auf dem Wanderstock verwendet. Die besten Ergebnisse gelingen bei der heißenVerarbeitung. Das aufgetragene Berberin ist antiseptisch und unter UV-Licht fluoreszierend. Handschuhe tragen, es ist in hohen Dosen giftig.
In der Wohnung noch blassgelb, leuchten die so behandelten Oberflächen durch die UV-Anteile im hellen Sonnenlicht golden. Je nach Wunsch der Farbintensität bis zu fünf Mal auftragen.
Ebonisieren ist ziemlich einfach. Wichtig sind Porzellan- oder Glasgefäße, Handschuhe und Schutzbrillen. Stahlwolle ausglühen und mit Essig bedecken ergibt Eisenwasser. Warten Sie einige Tage, bis sich das Eisen aufgelöst hat. Farbentwickler ist auch hier Tannin. Tragen Sie das Eisenwasser auf das Holz auf und lassen Sie es ruhen. Auf der Oberfläche bildet sich eine starke Rostschicht. Nach drei Tagen mit klarem Wasser und Schachtelhalm abwaschen. Ich warte gern länger und erfreue mich an den sich bildenden Eisenkristallen. Sie entstehen durch Verdunstung und sind sehr zuverlässige Anzeiger, dass das Holz unter der rostigen Oberfläche wieder trocken ist.
Für eine grauschwarze, leicht durchscheinende Oberfläche reicht es aus, nur Eisenessig aufzutragen. Im Holz steht dafür ausreichend Tannin als Farbentwickler als zur Verfügung.
Das Stroh im Misthaufen wird durch den darin enthaltenen Ammoniak braun. Irische Schillelaghs, traditionell aus Schwarzdorn, wurden gelegentlich in den Mist eingegraben. Für zwei Jahre. Auch das Uhrpendel wurde ähnlich behandelt. Zusätzlich in Rauch aufgehängt zum Aushärten. Haushaltsreiniger, Ammoniak sind die einfachere Lösung. Hygienischer außerdem. Der Vorgang in einem geschlossenen Behälter wird als "Rauchen" bezeichnet. Der Farbstich geht durch das gesamte Material. Der Geruch verdunstet. Natürlich ist auch bestreichen mit dem Pinsel möglich. Dies ergibt einen helleren, eher gelbbraunen Farbton.
Der Farbentwickler hier ist Kali. Schon die alten Ägypter benutzten einen chemischen Vorläufer für die Mumifizierung. Das Kaliumbicarbonat. Dies ist bis heute ein beliebtes Trockenmittel für empfindliche medizinische Geräte. Erst beim Kochen, ab siebzig Grad entsteht das gewünschte Kali. Im Küchenregal der Ehegattin steht es gegebenenfalls als Pottasche. Ein Kohlensaures Backtriebmittel für die Lebkuchenbäckerei.
Die schwarzen eingetrockneten Nussschalen der Walnüsse werden ebenfalls gekocht. Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Farbentwickler auftragen und gleichzeitig färben. An vielen Knoten erscheint dann die sehr feste Textur. Der Farbverlauf ist dann sehr fein und ähnelt der Färbung von Ostereiern mit Zwiebelschalen. Die zweite Option: beide Mittel getrennt kochen und mit Pinsel auftragen. Wie auf diesem Bild zu sehen. Diese Optik ähnelt dann vielleicht eher an ein Rehfell.
Nur wenn ein makelloses Stück Holz vorhanden ist und naturbelassen bleiben soll, muss nichts weiter daran getanwerden. Achte besonders auf saubere Kleidung, Werkzeuge und Handschuhe. Arbeite an einem Ort, an dem noch nie gearbeitet wurde. Saubere, brandneue Arbeitsunterlagen sind ein Muss. Optisch ist dasHolz wie ein Teil eines Dinosaurierskeletts. Sehr urig. Die Knoten und Unebenheiten an der Außenfläche werden "Muskeln"genannt.
Als Kontrastmittel zum Auffinden feinster Kratzer auf dem weißem Holz, einfach Spuren von Drachenblutpulver auftragen. Die Menge auf einer Messerspitze reicht völlig aus. Beim Schleifen verwischt es sich ins Rosa, bis es gänzlich verblasst.
Mehr Understatement geht nun wirklich nicht. Einen Kampfkunststock aussehen zu lassen wie ein Stück zerbrechliches Treibholz, dazu bedarf es nur des gelösten Tannins aus der Kornelkirschen-Rinde. Die Holzoberfläche verfärbt sich grau. Drei bis fünf Mal auftragen. Das ist alles.
Die Färbung erreichten die frühen Stockmacher mit Blut. Frisches Blut ist auch ein ausgezeichnetes Imprägniermittel gegen Wettereinflüsse. Am Pfeilbogen des Gletscher-Ötzis wurde das so festgestellt. Ich nehme Drachenblut für eine rotstichige Färbung. Drachenblut ist das Pulver aus dem Harz des Drachenblutbaums. Es kann nur mit einem Beschleuniger in das Holz gebracht werden. Hier mit dem bereits beschriebenen Ammoniakverfahren.
Dieses Brenn-Muster kann nur in leicht bewässertem Zustand und unter konstanter Abkühlung hergestellt werden. Meine ersten Versuche gestalteten sich mit im Wasser liegendem Holz. Ein Muss. Die Flamme darf dabei nur sehr klein sein und die Brennpunkte so weit wie möglich voneinander entfernt, um Spannungen zu vermeiden. Ähnlich wie beim Schweißen von Metall. Ansonsten wird die Kornelkirsche zerreißen – unabhängig von der Dauer ihrer Lagerung.
Ziegenhainer ... Es gibt nur wenige ausgestellte Originale. Einige können bei Sammlern besucht werden. Die herausragendste Sammler-Arbeit darüber lieferte Dr. Dieter W.Banzhaf. Das Sammlermagazin kostete 70,- D-Mark.
Um diesen Look zu erhalten, ist nicht nur das
Unterwasser-Branding erforderlich. Die Unterstützung mittels sogenannten Rauchwassers liefert die besseren Ergebnisse. Der Prozess ist stark ätzend. Starke Gummihandschuhe, eine Gasmaske und ein Ventilator im Rücken sind erforderlich. Rauchwasser darf nicht auf trockenes Holz aufgetragen werden. In diesem Fall folgt das Feuer den Chloridionen zu tief ins Holz hinein.Diese Methode ist deshalb sehr interessant, weil sie bei niedrigen Temperaturen funktioniert. Da sie nicht ungefährlich ist, wird sie hier nicht weiter beschrieben.
Wer sich mit den alten Traditionen in der Herstellung von Vorderladern beschäftigt, stolpert unbedingt über Aqua fortis (lateinisch für"starkes Wasser"). In England ist dies der gebräuchlicheBegriff für das ebenfalls stark ätzende Scheidewasser. Nach der Behandlung der Oberfläche durch Erwärmung mit einem glühendenGegenstand wurde hier ebenfalls Leinöl aufgetragen. Zufügen von Eisenspänen kann das Farbergebnis drastisch ändern.
Schwarz und Gelb entstehen durch die Flamme auf geschmolzenem Bienenwachs. Jeder Stabhersteller hatte wohl sein eigenes Rezept. Es heißt, das Wachs feuert die Brenner optisch an. Es sind drei verschiedene Brände erforderlich. Zuerst wie beschrieben in Süßwasser, dann in Öl und das dritte Mal mit Bienenwachs. Mit so einer Arbeit erst anfangen, wenn die Unterwasserbrenngeschichte beherrscht wird.
In der Lakota-Tradition (Lak'ota, "Freunde,Verbündete", Stammesgruppe der Sioux in Nordamerika) steht Gelb für tiefes Wissen. Schwarz steht für Klarheit und Fokus. Blau wird für Gebet und Weisheit verwendet. Weiß ist für den Verstand. Lila ist zur Heilung. Orange ist für das Gefühl der Güte gegenüber allen Lebewesen. Rot steht für das Leben selbst.
Bei lebenden und gesunden Bäumen wird die Rinde nicht von den Würmern durchbohrt. Würmer mögen das Tannin überhaupt nicht. Der Farbentwickler ist also ein natürlicher Schutz. Erst wenn der Wettereinfluss die Tannine verdünnt hat, greift der Wurm an. Es kann also nie zu viel Tannin aufgetragen werden.
Kinder dürfen nicht zuschauen, während mit chemischen Mitteln hantiert wird.
Die sichere Aufbewahrung dieser Mittel gegen unbefugten Zugriff ist obligatorisch.
Eisenessig verträgt keine fest verschlossenen Behälter. Er gärt sozusagen.
Die Reste des Berberinextrakts sind wertvolles Pigment, den Sud entweder einfrieren oder trocknen.
Die Lösungen von Tanninen sind nicht lagerstabil und müssen immer frisch zubereitet werden.